Die Fahrt verkürzten wir uns mit einer kleinen Zugdebatte zum Thema "Soll die Fußball-WM 2010 neu vergeben werden?". Auch über die Themen des anstehenden Turniers wurde spekuliert: Was wird aktuell in den Medien debattiert? Wer sind die Chef-Juroren und was für mögliche Schwerpunkte haben sie? Dabei kamen wir auch auf das Thema Parteien und Spendengelder - was dann ja im Finale tatsächlich debattiert wurde.
Die gefühlten 500 Stufen vom Stuttgarter Hauptbahnhof zur Jugendherberge hinauf nahmen wir mit Schwung und freuten uns nach gelungenem Aufstieg über gut gelaunte DCS-Helferlein, die alles Notwendige bereit hielten: eine Turniertasche mit Blöcken, Stiften, Stadt- und ÖPNV-Plänen, einem Turnierfahrplan und zu guter Letzt auch noch einem Begrüßungslikör.
Die erste Runde ließ nun nicht mehr lange auf sich warten: nach dem Transfer zur Technischen Oberschule eine kurze Regelschulung, dann das Thema der ersten Runde: "Dieses Haus fordert die Kindergartenpflicht." Ein brisantes Thema in Zeiten von "Herdprämien". Unser Team Gretchenfrage legte gleich einen großartigen Start hin und entschied diese Runde für sich. Danach zurück zur JuHe, Abendessen (ungewöhnlich gut für eine Jugendherberge!) und der Abend stand zur freien Verfügung. Bier und Cocktails an der Bar der JuHe verlockten viele, sich bei winterlichen Temepraturen nicht mehr aus dem Haus zu wagen, und sie ließen dort den Abend ausklingen.
Am nächsten Morgen ging es zeitig los: Ab 8:30h waren die nächsten Runden angesetzt. Die Themen lauteten nun: "Dieses Haus würde die Bundeswehr wieder nur zur eigenen Landesverteidigung einsetzen" und "Dieses Haus würde nicht medzinisch indizierte Beschneidungen bei Minderjährigen verbieten." Bei ersterem ging es um die "Verteidigung unserer Demokratie am Hindukusch", bei letzterem stand die freie Religionsausübung von Juden und Muslimen zur Debatte. Treffpunkt zwischen den Debatten war immer wieder die Turnhalle der Schule, die für dieses Wochenende den stylishen Namen Ernst & Young Lounge trug. Hier erhielten die Debattierer alles fürs leibliche Wohl: Kaffee, Tee, Kekse, Obst und auch das Mittagessen. Außerdem bot sich hier die Möglichkeit, alte und neue Bekanntschaften aufzufrischen, sich kennen zu lernen, die anderen zu begutachten und natürlich die vorangegangenen Debatten nachzudebattieren. Und natürlich fanden sich hier alle immer wieder nach den Debatten, Rauch- und Pinkelpausen ein, um gespannt die Setzung der Teams in den Räumen (übrigens nach Stadtteilen Stuttgarts benannt) und die Themenverkündung nicht zu verpassen.
Am Nachmittag standen noch die Runden 4 und 5 auf dem Programm, die nun closed rounds waren, das heißt, es gab kein Feedback für die Rednerinnen und Redner. Die Themen lauteten: "Dieses Haus würde alle Länder des ehemaligen Jugoslawien in die EU aufnehmen" und "Dieses Haus würde Leiharbeit verbieten." Eine Turbo-Eu-Erweiterung auf dem Balkan und der durch immer weniger Verbindlichkeit angeheizte Turbo-Kapitalismus... auch in diesen Runden ließ sich gut streiten.
Den Break erwarteten wir am Abend auf der Party mit großer Spannung. Auf dem Dach des Max-Kade-Wohnheims mitten im Stuttgarter Kessel bangten Marion und Willy - nach den ersten drei Runden hatten sie noch sieben Punkte und damit reelle Chancen auf den Einzug ins Halbfinale. Aber da waren ja noch die closed rounds, deren Ausgang wir noch nicht kannten. Leider hat es nicht geklappt mit dem Halbfinale, aber das bot eine neue Chance: wir konnten feiern! Und so tanzten wir bis morgens um drei mit anderen Feierwütigen bei Musik, Bier und Cocktails für einen Euro. Vor allem ein Münchener Trüppchen animierte durch Präsenz auf der Tanzfläche: Marco Witzmann, Almut Graebsch und Lukas Windhager... Mann, die können feiern!
Der Sonntag wartete mit spannenden Finalrunden auf. Im Halbfinale standen sich zum Thema "Dieses Haus würde Geldstrafen proportional zum Einkommen ausgestalten" Teams aus Greifswald, Mainz, Jena, Potsdam, Dortmund, Berlin, München und Bonn gegenüber. Tatsächlich ins Finale schafften es Bonn (Gudrun Lux und Tim Richter), Berlin (Patrick Ehmann und Farid Schwuchow), Greifswald (Sarah Jaglitz und Rafael Heinisch) und Jena (Clemens Lechner und Moritz Niehaus). Hier lautete das Thema: "Dieses Haus würde Parteispenden verbieten." Das Team von der Ostsee gewann die Jury am Ende für sich. Glückwunsch an Sarah und Rafael! Bester Redner der Debatte im Stuttgarter Wilhelmspalais wurde Clemens Lechner, der die Ehrenjury für sich gewann.
Sieger des Wochenendes waren aber alle Redner und Juroren. Denn das Orga-Team war immer zur Stelle, wenn man mal jemanden brauchte. Und hatten sich die Wünsche nicht bereits erfüllt, so setzten die Heinzelmännchen und -frauchen aus Stuttgarter alles in Bewegung, damit wir uns wohlfühlten. Danke dafür nach Stuttgart!
Die Fotos (alle von Anja Pfeffermann) zeigen von oben links nach unten rechts: Die Technische Oberschule Stuttgart; Willy Witthaut und Volker Tjaden (Tübingen, Bonn) im Gespräch in der Ernst & Young Lounge; Lukas Haffert, vertieft in die Zeitungslektüre; Willy Witthaut und Marion Seiche bei der Themenverkündung.